Читать книгу Unschuldsengel. Kappes neunter Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1926) онлайн
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Kappe nahm die Vernehmungsprotokolle nicht mehr wahr, sondern sah die beiden Frauen so plastisch vor seinem geistigen Auge, als könne er sie berühren. Er gab sich einen Ruck, fokussierte die Protokolle mit einiger Willenskraft und legte sie anschließend in die Akte zurück.
So ein Unsinn! Lienhwa und Clärenora waren Geschichte, und das sollten sie auch bleiben. Kappe wäre mit keiner von beiden wirklich glücklich geworden, das wusste er inzwischen. Er lebte ein völlig anderes Leben. Ihm reichte die Aufregung, die sein Beruf mit sich brachte.
Unglaublich, auf was für Gedanken er manchmal kam! Gut, dass diese nicht zu hören waren. Er würde sich ja pausenlos blamieren.
So summte er leise Die Gedanken sind frei vor sich hin, als seine Bureautür aufgerissen wurde und Galgenberg hereinplatzte. «Bei mir is ’ne Vermisstenmeldung einjetroffen! Ein jewisset Fräulein Anna Ebeling is jestern nich nach Hause jekommen.»
«Seit wann kriegst du denn die Vermisstenmeldungen?», fragte Kappe.
«Keene Ahnung. Vielleicht hat die Zentrale falsch durchjestellt. Aber hör doch mal zu! Die Beschreibung passt exaktemente auf die durchlöcherte Tote: zwanzich Jahre, schlank, braune Oogen, braune Locken.» Galgenberg legte die Notizen vor Kappe hin.