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»Ich kann da nicht allein hin«, murmel ich und denk: Hilf mir, Selma!

»Ganz ruhig, Libby.« Selma schiebt eine Packung Kleenex über den Tisch. »Wir machen das schon. Ich helfe dir. Niemand muss zu einer polizeilichen Vernehmung erscheinen. Und die können dich auch nicht zwangsweise vorführen lassen. Jetzt putz dir die Nase und erzähl erst mal alles. Von Anfang an.«

Selmas Souveränität versetzt mir einen Stich. Einerseits lieb ich sie dafür. Andererseits könnt ich auf ihrer Seite des Schreibtischs sitzen, wenn ich das Studium nicht geschmissen hätt. »Gib noch ’n Kaffee aus.« Ich schlag die Beine über. »Und übrigens muss ich leider gleich mal mit einem Geständnis anfangen, betreffs meiner Rechtsschutzversicherung.«

Familiengeheimnisse

Der frühe Abend eines sonnenlosen Maitags. In Konrad Trasseurs Kanzlei ist es kaum heller als auf der Straße. Die Wände sind mit afrikanischen Masken gepflastert. Es riecht dumpf nach staubigem Holz, wie im Ethnologischen Museum.

Trasseurs Bürofenster geht direkt auf den Lietzensee. Über dem Wasser hängt der allgegenwärtige träge Frühlingsregen. Trasseurs Assistentin reicht Sanders mit lasziver Gleichgültigkeit ein Glas. Die transparente Seide ihrer Bluse knistert, als sie seinen Arm berührt. Ihre Lippen schimmern mit ihrem Lacklederrock um die Wette.

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