Читать книгу Brandt-Gefahr. Der 29. Kappe-Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1966) онлайн
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«Guten Morgen, Herr Kappe!», erwiderte Niederzier. «Geht es Ihnen gut? Haben Sie zurzeit einen besonders aufwendigen Fall, der Sie stark beansprucht?», fragte er.
«Danke der Nachfrage. Im Augenblick sind wir eher mit Routinefällen beschäftigt.»
«Sie könnten also noch eine weitere Aufgabe übernehmen?»
«Ja, das ließe sich wohl machen …», antwortete Otto Kappe zögerlich und wandte sich nach rechts, um den Kriminalrat Friedhelm Keunitz, den Leiter der Unterabteilung 1 der Kriminalinspektion, zu grüßen, seinen unmittelbaren Vorgesetzten. Kappe wusste, dass Keunitz es nicht verknusen konnte, wenn er nicht beachtet wurde. Dienstvorschriften gäbe es nicht aus Jux und Tollerei, lautete dessen Credo.
Hinter Keunitz entdeckte er den Kommissar Eduard Strattmann. Der war Personalrat, allerdings nicht freigestellt. Er gehörte der einflussreichen «Keulenriege» in der Berliner SPD an, also dem rechten Flügel der Partei, der vor Jahren Willy Brandt in harten Auseinandersetzungen mit der Parteilinken als Landesvorsitzenden der SPD durchgedrückt hatte. Strattmann war ein bulliger Kerl und ein sturer Hund. Im Dienst galt er als ziemlich humorlos. Er war im Ruhrgebiet aufgewachsen und nach dem Krieg in Berlin hängengeblieben, der Liebe wegen. Nun wohnte er mit seiner Familie in einer bequemen Vierzimmerwohnung in Wilmersdorf. Er war ein hartgesottener Antikommunist, dem nachgesagt wurde, dass er mit Blick auf die Sowjetunion nur eines genießen könne: Russische Eier, jene mit unechtem Kaviar und Remoulade bekrönten Sattmacher.