Читать книгу Brandt-Gefahr. Der 29. Kappe-Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1966) онлайн
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Auch er selbst wurde von manchen Kollegen mit Argwohn betrachtet – schon deshalb, weil sein Cousin Hartmut höherer Offizier bei der Kripo in Ost-Berlin war. Hinzu kam, dass die West-Berliner Kriminalpolizei an Ansehensverlust litt, seitdem ihr im Sommer des Jahres 1966, das sich nun dem Ende zuneigte, ein fataler Misserfolg beschieden war. In Spandau war die elfjährige Christa John missbraucht und ermordet worden. Der Fall hatte die ganze Stadt beschäftigt, und die Polizei hatte unter einem enormen öffentlichen Druck gestanden. Erst Wochen später war der Täter, ein zur Tatzeit sechzehnjähriger Lehrling, gefasst worden. Die Zeitungen hatten kübelweise Hohn und Spott über die tollpatschige Kripo ausgeschüttet. Zum Glück war Otto Kappe nicht an den Ermittlungen beteiligt gewesen.
Gegen halb acht erreichte seine U-Bahn den Bayerischen Platz. Er stieg aus, spazierte, während er seine Gedanken schweifen ließ, gemächlich ein Stück die Grunewaldstraße entlang, um dann in die Gothaer Straße einzubiegen, an deren Ecke das Gebäude der Berliner Kripo stand. Der mächtige Bau mit imposanter Fassade und Walmdach hätte ebenso gut ein Theater oder ein Gymnasium beherbergen können. Nun arbeitete Otto Kappe als Kripobeamter mit Pensionsanspruch bereits seit zehn Jahren in diesem Gebäude.