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Einen Tisch weiter saß eine lokale Berühmtheit, Martin Leeman. Rundschultrig, spärliches Haupthaar, Mitte 40, mit beflissenem Gesicht und geschürzten Lippen. Er war ihr gestern vorgestellt worden, feuchter weicher Händedruck, wässrige Augen. Das war also der bekannte Sohn des noch bekannteren verstorbenen Schriftstellers Solomon Leeman. Die kommentierte Gesamtausgabe der Werke seines Vaters mit bislang unveröffentlichten Texten war ihm gelungen, das musste Cressida zugeben. Die lyrische Sprache des Sohnes ergänzte die Prosafragmente des Vaters auf glückliche Weise. Martin Leeman wirkte bescheiden, trotz seines Ruhmes. Allerdings war Cressida aufgefallen, dass er keine Gelegenheit ausließ, sein Buch öffentlich sichtbar zu machen. Seit Monaten schon veranstaltete er einen regelrechten Lesemarathon in Buchgeschäften, Nachbarschaftszentren, Bibliotheken, Literaturhäusern und Universitäten. Und jetzt war er sogar für den Literaturpreis nominiert – ob man dafür wohl jemanden bestechen konnte? Cressida hatte Gerüchte darüber gehört, aber sie mochte das nicht glauben, die waren sicher nur von neidischen Mitbewerbern erfunden worden. Die Welt war schlecht und voller boshafter Menschen. Glücklicherweise, denn woher sollten Krimi-Autoren sonst ihre Stoffe nehmen?

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