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Die Wirkung des Stoffs, den er sich vorhin besorgt hatte, ließ viel zu schnell nach. Er brauchte etwas Stärkeres. Hoffentlich war seine erste Verabredung pünktlich, er wollte dafür in Bestform sein. Bestform, bevor die Bestie in seinen Eingeweiden aufwachte. Fast hätte er gelächelt. Ich bin eben ein Dichter, dachte er, immer dicht am Wort. Selbst wenn niemand das zu schätzen wusste.

Annäherung von innen I

Man erkennt nicht zuerst eine Geschichte und ist dann in sie verstrickt, sondern das Verstricktsein ist das letzte Unteilbare. Es hat keinen Sinn, nach dem Wahrheitswert des Verstricktseins zu fragen. So, wie man in Geschichten verstrickt ist, so existiert die Geschichte.

Wilhelm Schapp, In Geschichten verstrickt

»Tick-tock … Tick-tock … Tick-tock … Die Uhr an der Wand des Lesesaals tickte die letzten Sekunden seines Lebens herunter.«

Cressida Kandel strich sich mit ungeduldiger Hand die langen Strähnen aus der Stirn. So funktionierte das nicht! Die Szene wirkte nicht dramatisch genug. Ein Mordopfer, das schon wusste, dass es gleich sterben würde, hatte einfach nur Angst. Angst ließ sich literarisch gut ausschlachten, aber hier fehlte das Überraschungsmoment. Sie wollte die plötzliche Panik und Verzweiflung in den Augen des Opfers sehen, das letzte Aufbegehren, die verzweifelte Frage nach dem Warum, das schreckliche Ahnen einer Antwort kurz vor dem Ende. Der Mann musste anders sterben.

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