Читать книгу Mörderisches vom Niederrhein. Krimis онлайн
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Nie war ihm seine Umgebung so hell und sauber vorgekommen.
*
Allahs Universum war nicht nur riesengroß, sondern en détail sehr profan! Hussein machte eine Handbewegung. »Yalla.«
Hamid kicherte. »Deutsche Ordnungsfanatiker.«
Sein Vater runzelte die Stirn. »Um den anderen zu verstehen, musst du ihn lieben. Erst wenn du ihn verstehst, kannst du ihn beurteilen. Wer lacht, weil er nichts versteht, offenbart die eigenen Grenzen.«
»Wenn die rechte Hand nicht versteht, was die linke tut?«, gab Hamid zurück.
»Die Zunge ist die Übersetzerin des Herzens. Also lies.«
»Vorab: Du erinnerst dich? Wir hatten über den Caterer einen ungestörten Ort zum Grillen erbeten. Die Wiese am Teich, die er uns anbot, lag in einem Gebiet, das normalerweise niemand betreten darf. Aus Naturschutzgründen.«
Hussein nickte. »Ich hatte um einen geschützten Raum gebeten. Sind wir Menschen nicht auch Teil der Natur? Es lag im Interesse Deutschlands, für unsere Sicherheit zu sorgen.«
»Wer ist Deutschland?« Hamid holte tief Luft. »Die Kanzlerin? Der Botschafter zitiert Stellungnahmen, von denen einem vollkommen wirr im Kopf werden kann. Hör zu, hier steht: Das Bundeskanzleramt habe das Gespräch mit der Botschaft bestätigt, aber jede Einflussnahme bestritten, was den gewählten Ort anging. Sie haben die Frage einfach in die Verantwortung der untergeordneten Behörden gegeben! Die Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen sprach von einem ›Privatbesuch‹, der nicht in ihre Zuständigkeit gefallen sei. Der Kreis Viersen – was auch immer das ist – bestritt, um eine Genehmigung ersucht worden zu sein, beklagte nichtsdestotrotz die entgangene Verwaltungsgebühr. Der Kreissprecher habe die Entscheidung der Stadt Nettetal hingenommen, in deren Nähe wir uns offensichtlich aufgehalten haben. Der Bürgermeister – Chef der Nettetaler Administration – war im Urlaub und konnte dich daher nicht mit einem Goldenen Buch belästigen. Aber es geht weiter: Der Rat der Stadt fühlte sich unzureichend unterrichtet. Ebenso der Ältestenrat, die Parteien und Wählergemeinschaften. Und jetzt kommt es: Niemals hätte man dir ein solches Privileg zugestehen dürfen. Ein Picknick auf einer Wiese! Die Verwaltung sprach daraufhin von einer ›Notlage‹ aufgrund der Kürze der Zeit.« Er blickte von den Papieren auf, von denen er ablas, fragte: »Leben wir im Krieg mit diesem Kaff? Wie kann eine friedliche Zusammenkunft derart missdeutet werden? Dein Besuch anders als ein Zeichen höchster Ehre aufgefasst werden?«