Читать книгу Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte. Roman онлайн
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Als dann im Laufe der Sommermonate die Bomber auch tagsüber zu Hunderten am Himmel erschienen und die Abwehrjäger immer weniger wurden und nicht mehr viel ausrichten konnten, sagte der Vater, dem Reich sei das Benzin ausgegangen. Das gewaltige Dröhnen der Flugzeuge, die lange weiße Kondensstreifen hinter sich herzogen, löste noch mehr Angst bei mir aus, als ich schon bei den Nachtflügen gespürt hatte. Verschreckt und mit eingezogenem Kopf, als könnte mir jederzeit eine Bombe auf den Kopf fallen, ging ich, wenn die Sirene ertönte, in einen mit Betten und Stühlen ausgestatteten Luftschutzkeller. Er war auf Geheiß des Bürgermeisters in einem nahen Bergstollen eingerichtet worden. Der Stollen gehörte dem Vater und lag unter seinem Weinberg. Ich blieb dort auch, nachdem die Sirene mit einem langgezogenen Ton längst Entwarnung gegeben hatte. Nicht einmal das begütigende Zureden der Großmutter konnte mich aus dem bombensicheren Unterschlupf herausholen. Auch die anfeuernden Worte eines Pimpfen-Liedes, das der Lehrer der Klasse beigebracht hatte und das ich auf den Lippen hatte, wenn die Sirenen heulten und die Bomber wummerten, verfehlte seine beruhigende Wirkung: »Vorwärts, vorwärts, Jugend kennt keine Gefahren.« Der Vater fand das zum Lachen, und die Großmutter empfahl stattdessen ein Stoßgebet.