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»Gönnen Sie sich eine Reise – nach Paris zum Beispiel. Sammeln Sie schöne Erinnerungen. Die sind das Kostbarste, was es gibt.«

»Außer Kindern und einer Familie«, murmelte Jeanne fast unhörbar. Bevor Chris antworten konnte, fuhr sie mit bitterem Lächeln fort: »Paris war schon immer mein Traum.«

»Wollen Sie damit andeuten, noch nie dort gewesen zu sein?«

»Kann ich mir nicht leisten.«

»Ach was, Paris ist nicht teurer als Berlin, wenn man den Kaffee nicht gerade bei der Oper trinkt.«

Jeanne schüttelte entschieden den Kopf und drohte, die Arbeit an der Frisur ganz einzustellen.

»Sie haben ja keine Ahnung, Madame«, klagte sie. Die Hand auf der Brust, fügte sie an: »Die OP hat mich komplett ruiniert. Ich werde den Kredit wohl bis ans Lebensende abzahlen müssen. Nicht einmal die Farben der Saison kann ich mir leisten. Tragisch, nicht wahr?«

So melodramatisch sie sich ausdrückte, in ihrer Stimme und den Augen lag eine Traurigkeit, die Chris berührte. Jeanne war bei aller Exaltiertheit ein zutiefst unglücklicher und einsamer Mensch. Da ihr keine passende Antwort einfiel, endete die Unterhaltung abrupt. Jeanne widmete sich mit neuer Inbrunst dem Kunstwerk auf ihrem Kopf. Bisher hatte Chris den Blick in den Spiegel vermieden, doch jetzt, nachdem Jeanne eine letzte Strähne gebändigt hatte, musste sie in den sauren Apfel beißen. Eine fremde Frau sah sie an, deren Gesichtszüge sich langsam entspannten. Sie wagte gar ein Lächeln, denn was sie sah, gefiel ihr. Die neue Chris gefiel ihr so sehr, dass Jeanne sich heimlich eine Träne trocknen musste. Sie liebte die große Geste.

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