Читать книгу Strohöl онлайн
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»Maria hat auch schon nach dir gefragt«, tönte es beleidigt aus dem Hörer. »Wo warst du denn die ganze Nacht? Warum hast du dein Handy ausgeschaltet?«
»Ich war auf Recherche, das weißt du doch.«
»Und was hat die ach so studierte Frau Journalistin recherchiert?«
»Das willst du nicht wissen.«
Es knackte in der Leitung, dann kam der Summton. Emma lächelte glücklich, während sie die Tasche packte. Zu Hause im Paradies war die Welt in Ordnung. Ihre Schwester hatte den Kleinen ins Herz geschlossen wie einen eigenen Sohn. Und drüben in Wollmatingen lebte und arbeitete ihre große Liebe Maria, das Beste, was ihr das Schicksal geschenkt hatte – nach Julian. Die kleine Welt am Bodensee war eine einzige Idylle, fast zu schön, um wahr zu sein. Ach was, Konstanz, die ganze Region rund um den schönsten See Europas war ein einziges Paradies, dachte sie, um sich sogleich zu korrigieren: gewesen. Als Journalistin bemühte sie sich stets, sachlich zu urteilen, aber die Bohrtürme bei Überlingen empfand auch sie als Bedrohung der sonst weitgehend intakten Landschaft. Warum mussten ausgerechnet hier ergiebige Tonschiefer-Schichten entstanden sein? Warum konnte dieses Gestein nicht wenigstens so tief liegen, dass ein Petrochemie-Konzern wie die NAPHTAG die Finger davon ließ? Sie dachte schon beinahe wie Barbarossas Jünger.