Читать книгу Strohöl онлайн
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»Oh, da kann ich dich beruhigen. Der Fall könnte durchaus in Mord und Totschlag ausarten. Der Hauptverdächtige ist nämlich seit dem Anschlag wie vom Erdboden verschwunden.«
»Das überzeugt mich natürlich sofort.«
Richters Team hatte wie erwartet Kontakte und Formalitäten für ihren Einsatz am Bodensee bis in alle Einzelheiten vorbereitet. Hendrik brauchte nur noch auf den Knopf zu drücken, nachdem sie sich geeinigt hatten.
Sie stand abends im stillen Haus in Dahlem vor der leeren Reisetasche und dachte an Jamie. Ein anonymes Hotelzimmer in Konstanz statt ihres einsamen Hauses – warum nicht? Vielleicht würde die Luftveränderung über die Trennung hinweghelfen. Sie packte wahllos Wäsche und Kleidung in die Tasche, legte die Ersatzmagazine für ihre Glock aus dem Waffenschrank dazu und verließ das Haus mit Tasche und Instrumentenkoffer. Lieber eine Nacht im Auto als allein in diesem Schlafzimmer, dachte sie und startete den Motor.
KAPITEL 2
KONSTANZ
Der süße Duft frischgebackenen Brotes stieg Chris in die Nase. Sie lag schon eine Weile wach im Zimmer über der Bäckerei, obwohl sie erst gegen zwei Uhr morgens ins Bett gekrochen war. Die Altstadt erwachte früh. Sie hörte durchs halb offene Fenster Passanten miteinander schwatzen und lachen, als freuten sie sich, zu dieser gottlos frühen Stunde unterwegs zu sein. Bevor sie ins Bad ging, schaltete sie den Laptop ein. Die Verbindung mit Berlin klappte auf Anhieb. Wenigstens ein Lichtblick an diesem Morgen. Die Dusche spülte den Schlaf in den Ausguss mit der Folge, dass sie im Wachzustand jeden einzelnen Knochen zu spüren glaubte. Sie hatte die lange Fahrt an den Bodensee unterschätzt. Vielleicht war es auch nur das Alter. Die Vierzig stand schon auf der Anzeigetafel, ganz unten zwar, aber immerhin: vierzig, Halt auf Verlangen. Vielleicht rebellierte ihr Körper gegen die hellwachen Leute auf der Gasse, das geschäftige Treiben im Laden unter ihrem Fenster oder den Lärm der Möwen. An diesem Morgen ging ihr so ziemlich alles auf den Geist – keine ideale Voraussetzung für die erste Begegnung mit der Konstanzer Kripo. Die Kollegen auf dem Polizei-präsidium taten ihr jetzt schon leid.