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Der junge Beamte sah sie mit geweiteten Augen an, als hätte sie ihm ein unanständiges Angebot gemacht.
»Äh – ja, klar, kein Problem«, stammelte er nach einer Schrecksekunde. »Wir sind hier fertig.«
Ihre immer noch sportliche Figur und der lange, dicke, goldene Haarzopf wirkten offenbar selbst in ihrem lausigen Gemütszustand Wunder. Vielleicht lag es auch nur am angedeuteten Stupsnäschen.
Kapitel 2
Wiesbaden
Oberstaatsanwalt Richter fing sie vor dem Sitzungszimmer ab und stellte ihr die Frage, mit der sie die Kollegen im BKA neuerdings grüßten:
»Alles in Ordnung?«
Der Zusatz »Dr. Hegel« in lauerndem Ton fehlte. Ein sicheres Zeichen, dass der Staatsanwalt keinen heimtückischen Angriff auf sie plante. Sie nickte ihm mit gezwungenem Lächeln zu und trat ein. Richter eröffnete die Lagebesprechung, diesmal unterstützt vom leitenden Ermittler des LKA Hamburg, Hauptkommissar Justus Hansen, einem schmächtigen Mittfünfziger mit kahlem Schädel. Der nickte ihr freundlich zu, bevor er ausholte, um die Erkenntnisse im Fall Hassan Moussouni zusammenzufassen. Die ›Lage‹ verlief professionell emotionslos, als ginge alles seinen gewohnten Gang. Sie erwartete nichts anderes, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Gedanken wiederholt abschweiften. Im Geiste stand sie am Bett ihres Partners, der in diesen Minuten in einem Zustand zwischen Leben und Tod schwebte, während Hansen über Haare und Hautschuppen referierte. Seine letzte Bemerkung ließ sie aufhorchen.