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»Wie sieht die Prognose aus?«
»Es wird lange dauern«, antwortete die Ärztin zögernd, »aber wir sind zuversichtlich.«
Das konnte alles oder nichts bedeuten, doch Chris mochte nicht argumentieren. Stattdessen fragte sie:
»Hassan Moussouni, liegt er auch hier?«
Die Ärztin nickte. »Gleich nebenan. Wir mussten auch ihn ins Koma versetzen nach dem massiven Blutverlust. Milz und Leber sind schwer verletzt.«
»Kommt er durch?«
»Wenn es keine Komplikationen gibt.«
Es war die erste halbwegs gute Nachricht nach dem Desaster des Vortags. Gut für ihren eigenen Seelenfrieden und gut für das Justizsystem. Sie dankte der Ärztin und verabschiedete sich. Es gab viel zu tun.
Im achten Stockwerk des Plattenbaus zerschnitt sie das Siegel an Hassan Moussounis Wohnung und trat ein. Die Spurensicherung hatte ihre Arbeit getan. Trotzdem wollte sie sich noch einmal gründlich umsehen. Zumindest redete sie sich das ein. Sie kannte natürlich den wahren Grund: Sie wollte allein sein, mochte mit niemandem reden. So stürzte sie sich in die Arbeit, als wäre sie die Erste am Tatort, versuchte, sich in die Gedanken der Bewohner zu versetzen, sich das fremdartige, offensichtlich nur auf Zeit angelegte Leben zwischen den kahlen Wänden vorzustellen. Immer wieder drängte sich ein hartnäckiger Vorwurf in den Vordergrund. Sie hätten die Fluchtmöglichkeit über die Balkons in der Einsatzplanung berücksichtigen müssen, so unwahrscheinlich sie auch schien. Sie waren gewarnt. Im Schreiben des Bundesnachrichtendienstes hieß es sinngemäß: