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Der Anruf erreichte Jonas kurz vor Feierabend nach zwei schlaflosen Nächten. Sein Puls schoss an die Decke, als er Kunos Nummer sah. Er zögerte, bevor er auf Empfang drückte, denn er wollte nur eine Antwort hören, und vor der graute ihm. Er meldete sich mit heiserer Stimme:
»Ja?«
»Ja«, bestätigte Kuno.
Das Büro begann sich um ihn zu drehen. Ihm wurde übel, als trudelte er im Sturzflug in ein schwarzes Loch. Kraftlos glitt er zu Boden, blieb an die Tür gelehnt sitzen und rang um Worte.
»Sie ist deine Tochter Marie«, fügte Kuno hinzu, als hätte er die Botschaft nicht verstanden.
»Bist – du – sicher?«, gelang ihm endlich zu stammeln.
»Der Test ist zu 99.999% sicher. Es besteht kein Zweifel: Du bist ihr Vater. Ich schicke dir die Ergebnisse.«
Jonas murmelte einen Dank und legte auf. Er hatte es plötzlich eilig, nach Hause zu kommen, um Johanna die unfassbare Nachricht zu verkünden.
Er verließ die Wohnung wieder gegen acht Uhr an diesem lauen Sommerabend. Gegessen hatte er nichts. Er verspürte keinen Hunger, wusste aber jetzt, was zu tun war. Das Foto mit Johannas lächelndem Gesicht in der Tasche, schritt er entschlossen auf die Villa ›Weißer Schwan‹ zu, wo die Volkmanns seit den Zeiten der DDR wohnten. Das Haus des Professors war eines der schönsten Gebäude dieser Gegend im Stil der Bäderarchitektur. Weiß wie ein Schwan bildete es mit seinen großen Rundbogenfenstern, den Pilastern, Dreiecksgiebeln und Türmchen den Mittelpunkt eines weitläufigen Parks, der an die Strandpromenade grenzte.