Читать книгу Unentrinnbar онлайн
38 страница из 97
Patrick gab ihm die Hand und meinte lachend: »Das war allerdings mein Text.«
Hausers Sohn sorgte wie ein Katalysator bei einer chemischen Reaktion dafür, dass Jonas in kürzester Zeit einen guten Draht zu den Strippenziehern in Holzbrincks ›Farm‹ fand. Vielleicht lag es ein wenig am Exotenbonus des schweigsamen Schweizer Singles mit der manchmal etwas holprigen Aussprache. Es gelang ihm jedenfalls, auch den CEO zu überzeugen, eine vielversprechende neue Produktionsmethode ernsthaft zu prüfen. Mit einem Schlag wurde aus dem langweiligen Job des Arzneimittelkopierers ein spannender Forschungsauftrag. Ein Generikum musste nach dem Gesetz dem kopierten Originalmedikament therapeutisch äquivalent sein, die gleichen Indikationen abdecken und es musste die gleichen Wirkstoffe enthalten. Über das Herstellungsverfahren gab es keine Vorschriften, ebenso wenig über Hilfsstoffe, die meist als Verunreinigungen nie ganz eliminiert werden können. ›BWpharm‹ hatte die Medikamente bisher fast ausschließlich chemisch erzeugt, die klassische Methode. Man imitierte den Herstellungsprozess des Originalpräparats eins zu eins. Das führte zwar sicher zum erwünschten Ergebnis, war aber genauso aufwendig und teuer wie die ursprüngliche Herstellung. Was dies bedeutete, war auch den Mitarbeitern klar, die keinen Leistungskurs in Betriebswirtschaft besucht hatten: geringe Margen. Lars Brüderles Verkaufsarmee war bestens darauf trainiert, geringe Margen durch Absatzvolumen wettzumachen, indem sie mehr oder weniger offen Ärzte und Apotheken durch Exklusivverträge gängelte – gegen angemessene Entschädigung. Aber zaubern konnten auch die Verkäufer nicht. Als Jonas sah, welchen Hauptwirkstoff das aktuelle Medikament ›XORACIN‹ zur Stärkung des Kreislaufs enthielt, kramte er die alten Unterlagen aus Boston hervor. Er hatte sich nicht getäuscht. Genau denselben Wirkstoff erzeugten genetisch veränderte E. coli Bakterien zehnmal effizienter als die Chemiker und mit minimalem Energieaufwand. Der Prozess dauerte nur unwesentlich länger, war also durchaus praxistauglich. Aus unerfindlichen Gründen versank diese spektakuläre Erkenntnis damals in den bodenlosen Archiven der Harvard Medical School. Das war seine Chance, frischen Wind in Holzbrincks ›Farm‹ zu pusten. Verblüfft verfolgten seine Mitarbeiter, wie der schweigsame Schweizer über Nacht echtes Charisma entwickelte. Seine Begeisterung steckte sogar die Chemikerin Isabella an, die jeder Hetero begehrte und keiner bekam, obwohl er im Grunde ihren Job gefährdete mit diesem Plan.