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»Was ist los mit dir, Jonas?«

Er blickte sie lange an, unschlüssig, ob er reden wollte. Endlich machte er den Mund auf und sagte etwas ganz anderes, als er im Kopf hatte: »Früher war es gemütlicher hier.«

»Du meinst vor der Renovation?«

»Ja, irgendwie – menschlicher. Das abgewetzte Holz hatte Charakter. Es erzählte Geschichten. Man konnte sich mit ihm unterhalten. Die neuen Möbel …«

Rosa nickte beifällig. »Stimmt, die Tische und Stühle leben noch nicht, sie atmen nicht. Das schöne Zeug passt sowieso nicht zu einer alten Fregatte wie mir.« Sie brach ein Stück seiner Brezel ab, steckte es in den Mund und wartete lauernd auf seine Antwort.

Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Greif ruhig zu, bist eingeladen«, murmelte er. In seinen Gedanken war er an einem andern Ort in einer andern Zeit.

»Wie großzügig von Ihnen, Herr Doktor«, spottete die Serviererin.

Sie erhob sich ächzend, um eine Gruppe neuer Gäste zu bedienen. Das angeknabberte Gebäck blieb verloren mitten auf dem Tisch liegen. Ein Symbol für sein verlorenes Leben? Verloren war ein harter Ausdruck. Verpfuscht kam der Wahrheit näher, oder weniger poetisch: beschissen. Man brauchte kein Studierter zu sein wie Jonas, um zu erkennen, dass einzig und allein er selbst sich in diese Lage manövriert hatte. Auch kein Trost, aber immerhin wusste er, bei wem er sich beklagen musste, wenn er sich denn beklagen wollte. Dennoch benutzte er lieber das neutrale Wort Schicksal in den häufigen stillen Selbstgesprächen. Das Schicksal wollte es, dass sein Lebensweg in Mäandern nach unten führte, statt steil bergauf, wie das seiner ehemaligen Studienkollegen, die um diese Zeit den wohlverdienten Feierabend mit der neuen Freundin genossen, während die Gattin in der neuen Villa im Grünen die zwei neuen Kinder hütete. Das Schicksal führte ihn nach Jahren wieder in diese schöne Stadt, ausgerechnet an dem Abend, wo vor dem ›Braunen Mutz‹ publikumswirksam gestorben wurde. Dabei hatte er geradezu vor Zuversicht getrieft bei seinem ersten ernsthaften Bewerbungsgespräch nach dem Studium ganz in der Nähe, nur zwanzig Minuten weiter unten am Rhein. Alles war möglich, damals vor vier Jahren.

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