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»Sie lebt!«, krächzte er heiser. »Ein Arzt! Wir brauchen einen Krankenwagen, schnell!«
Juliane beobachtete die Szene wie gelähmt, doch jetzt erwachte sie aus ihrer Starre. Jonas sah zu, wie sie das Telefon aus ihrem Mieder kramte, dann beugte er sich wieder über seine Tess. Er konnte nicht mehr für sie tun, als sie richtig zu lagern, ihr ein weiches Kissen unter den Kopf zu schieben, sie warm zuzudecken. Sie atmete regelmäßig, reagierte aber nicht auf seine Versuche, mit ihr zu sprechen. Unendlich erleichtert stellte er fest, dass sie nicht verletzt war. Das Blut stammte von Nasenbluten, das inzwischen aufgehört hatte. Einmal schlug sie kurz die Augen auf. Er konnte nicht feststellen, ob sie ihn erkannte. Auch wenn sie nicht mit ihm sprechen konnte, ihr trauriger Anblick war Anklage genug. Er war schuld an ihrem Absturz, da gab es für ihn keinen Zweifel. Dass er sie gerade noch früh genug entdeckt hatte, bevor sie an ihrem eigenen Erbrochenen erstickte, tröstete ihn kaum. Er erkannte in den langen Minuten, während sie auf den Notarzt warteten, dass sie auf ihn angewiesen war. Er war verantwortlich für dieses zerbrechliche Wesen, das sich oft nur hinter dem Panzer des Zynismus versteckte. Die Beinahekatastrophe öffnete ihm die Augen. Er erkannte die Aufgabe, und er würde seine Verantwortung wahrnehmen, denn er liebte sie. Daran änderten auch keine Heiratsurkunden und Eheverträge irgendetwas.