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»Ja, aber sie fuhr mit ihrem Mann hinauf ins Büro. Sie haben sich gestritten. Nach einer Weile ist sie ganz aufgelöst aus dem Haus gestürmt. Verzeihung, ich weiß, ich hätte Sie anrufen sollen. Ich konnte nicht wissen …«
»Beruhigen Sie sich. Sie haben nichts falsch gemacht.«
Die Floskel hörte sich selbst in seinen Ohren reichlich hohl an. Natürlich konnte sie nicht wissen, wie es um sein unseliges Dreiecksverhältnis stand. Es musste Tess enorme Überwindung gekostet haben, ihn in diesem Haus aufzusuchen, das sie verabscheute wie alles, was mit dem Namen Holzbrinck zusammenhing. War er doch mehr als eine ihrer Affären, die Brüderle angedeutet hatte? Er wollte es aus ihrem Munde hören.
»Wo ist sie jetzt?«, fragte er in Gedanken versunken.
Die Empfangsdame schüttelte traurig den Kopf. »Ich weiß es nicht. Wie gesagt, sie ist aus dem Haus gestürmt, als würde sie fliehen, dann fuhr sie mit ihrem Wagen davon.«
Jonas murmelte ein »Danke schön« und eilte zurück zur Garage. Auf der Fahrt nach Badenweiler versuchte er vergeblich, sie ans Telefon zu bekommen. Sie musste das Handy ausgeschaltet haben. Vermutlich wollte sie nicht durch Anrufe von Lars belästigt werden. Er drückte aufs Gas, fuhr hart am Limit, denn er spürte, dass Tess in Gefahr war. In einem gab er Brüderle recht: Sie war labil, konnte nicht mit Ausnahmesituationen umgehen. Manchmal kam sie ihm vor wie ein Schaf oder ein Reh, ein Fluchttier, das sich Konflikten nicht stellte, sondern vor ihnen flüchtete. In den Alkohol, in fragwürdige Abenteuer oder Schlimmeres. Er parkte den Wagen unmittelbar vor der Treppe des Haupthauses. Die Zeit der Diskretion war vorbei, der Konflikt mit Lars Brüderle offen ausgebrochen. Er brauchte nicht mehr heimlich über Wald und Weide aufs Gestüt zu schleichen. Jetzt begann der Kampf um Tess im hellen Tageslicht und mit nackter Faust.