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»Nun mal halb lang. Du steigerst dich schon wieder in Vergleiche, die nicht mit unserem Deich zusammenpassen. Was können wir tun? Wir müssen unsere Beweisstücke glaubhaft vorbringen …«

»Was hältst du davon«, schlug Wiard vor und unterbrach seinen Satz, um seine Tasse Tee in einem Zug zu leeren, »wenn wir, zusammen mit Lübbert Sieken, zu unserem Deich, zur Ostkrümmung, gehen und uns gemeinsam ein Bild machen? Und – im wahrsten Sinne des Wortes – Bilder machen, die jeden überzeugen werden?«

»Genau daran habe ich heute schon einmal gedacht. Dann müssen wir über den neuen Zaun.«

»Na, noch wirst du das wohl schaffen, alter Mann«, lachte Wiard. »Lass uns das mit eigenen Augen sehen, damit wir das auch unumwunden glauben können.«

August spürte, dass Wiard ganz bewusst ›unseren Deich‹ und ›uns zusammen‹ gesagt hatte. Offenbar wollte Wiard jetzt alles tun, um August auf seine Seite zu ziehen. Ihm kam der Gedanke, dass Wiard ganz politisch vorging. August war im Polder geachtet, er kannte so gut wie jeden, hatte für die meisten immer ein nettes Wort parat, hatte gute Freunde gewonnen, und diejenigen, mit denen er nicht so recht warm wurde, hielt er auf Distanz. Das machte er nicht bewusst, es war schlicht sein Naturell, seine Persönlichkeit und wohl auch die Überzeugung, dass es grundsätzlich keine Unterschiede zwischen den Menschen gab – daher nahm er alle so hin, wie sie waren. Und dass sie sich alle unterschieden, war gut so, denn das Leben wäre »verdammt langweilig, wenn alle dasselbe denken, sagen und tun würden«, pflegte August zu unterstreichen. Erstaunlicherweise stimmten ihm alle zu. August wunderte sich dann, denn nur wenige Minuten später konnte das Gespräch über Abwesende oder solche, die anders redeten als die Mehrheit, schon wieder losgehen, und da wurde nicht immer nur Nettes gesagt. Da er sich daran nicht beteiligte, dies manchmal unbewusst, manchmal ganz bewusst nicht tat, bekam er auch nicht immer alles mit. Dies mochte hier und da von Nachteil sein, was ihm aber letztlich egal war. Wichtig war ihm, dass die Neutralität gegenüber allen gewahrt blieb. Damit blieb von August das Bild eines integren, freundlichen Mannes, dem alle im Polder glaubten, dass er vor allem für das Wohl seiner Familie und seines Hofes, aber auch für das des Polders insgesamt arbeitete und lebte. Deshalb war er schließlich bei der Feuerwehr, im Sportverein und sogar im Shantychor des Nachbarortes. Er machte bei allem mit, was dem Polderleben zuträglich war, etwa bei der Organisation der letzten gemeinschaftlichen Müllentsorgungsaktion.

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