Читать книгу Ich geh stiften. In 40 Tagen zu Fuß durch Deutschland – 1.150 Kilometer für mich und einen guten Zweck онлайн
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Nun kann man sicherlich Besseres am Sonntagnachmittag tun, als seinen Vorgarten von Unkraut zu befreien, ein Pärchen in meinem Alter tut dies dennoch. Eine gute Gelegenheit für mich, nach der Kirche und einer Pension zu fragen. Heute ist der erste Tag, an dem ich mir noch eine Schlafgelegenheit suchen muss. Ich bin auf das Ergebnis schon seit dem Morgen gespannt. Ich erhalte den Hinweis, dass beides direkt nebeneinanderläge und ich mache mich auf den Weg. Weder in der verschlossenen Kirche noch im Pfarramt erreiche ich jemanden, um meine von der Kirchgemeinde Leipzig-Holzhausen ausgestellte Beherbergungsempfehlung vorzuzeigen und auf Unterbringung zu hoffen. Also nach nebenan, wo eine griechische Familie ein Restaurant mit Pensionsbetrieb betreibt. Ich stelle mich und mein Übernachtungsbedürfnis einem Mitarbeiter vor und verweise auf mein eingeschränktes Budget. Er verschwindet kurz im Haus und kommt wenig später zurück, um mich zu fragen, ob ich 30 Euro oder lieber 25 Euro ausgeben möchte. Ich sage ihm, dass ich mit 20 Euro zufrieden wäre, dafür aber keine Bettwäsche benötigen würde, ich habe ja meinen Schlafsack dabei. Er lacht, reicht mir die Hand und wir sind im Geschäft! Er führt mich in die erste Etage. Ich erhalte ein schönes Zimmer mit Bad, welches gerade fertig geputzt wird. Die deutsche Putzfrau fragt mich gleich wegen meines Rucksacks nach dem Woher und Wohin, schüttelt bei meinen Antworten den Kopf und besteht darauf, meine Wäsche zu waschen. Dies nehme ich sehr gerne in Anspruch. Es folgten eine ausgiebige Dusche mit kaltem Wasser für die Beine, das Eincremen und die Massage der Wadenmuskulatur sowie eine Blasenpflege. Aktuell haben sich da drei recht ansehnliche Berge an meinen Fersen entwickelt. Ich greife zu Nadel und Zwirn, ziehe einen fünf Zentimeter langen Faden durch die Blase. Zunächst die komplette Nadel, dann die Hälfte des Zwirns, sodass auf beiden Seiten genügend Faden heraushängt. An diesem kann jetzt das Wasser in den nächsten Minuten und Stunden herauslaufen, ohne dass die alte Haut zerstört wird. Sofort tropft es an beiden Enden und ich spüre eine unmittelbare Entlastung. Über Nacht lasse ich die Blasen ohne Pflaster, um Luft heranzulassen.