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Ich fahre langsam und ruhig den Berg hoch, der in Serpentinen bis an die äußere Stadtmauer führt. Durch das Würzburger Tor betrete ich die Stadt und sehe nach wenigen Schritten das innere Stadttor vor mir. Ich erkenne es wieder. Ein Bild davon, das jetzt sehr lebendig in mir aufsteigt, hing in der Wohnstube meiner Großeltern. Ich erinnere mich, meine Großmutter gefragt zu haben, was dieses Bild zeigt, und seit ihrer Antwort hat sich der Name Rothenburg ob der Tauber tief in meinem Gedächtnis eingegraben, als exotische Stadt, in weiter Ferne im Westen liegend, für mich unerreichbar weit.

Als kleiner Junge glaubte ich damals, der Zusatz „ob der Tauber“ müsse so etwas sein wie ein Adelstitel, der diese Stadt nach meinem kindlichen Empfinden vor allen anderen heraushob.

Jetzt ist alles ganz normal. Das Stadttor liegt in seiner einfachen Schönheit vor mir und ich kann es wahrhaftig durchschreiten. Ich dringe tiefer ein in die fast menschleere Stadt, jetzt, am frühen Morgen. Die Zeiger der Kirchturmuhr zeigen auf ein paar Minuten nach sieben Uhr. Die Jakobskirche, die mich als Pilger anzieht und von der ich mir einen Stempel in meinen Pilgerpass erhoffe, ist noch geschlossen. Es ist die einzige Kirche auf meiner Reise, die zwei Euro fünfzig Eintritt verlangt, wie ich aus dem Anschlag im Schaukasten neben der Pforte ersehen kann. Ich fahre langsam kreuz und quer durch Straßen und Gassen, bewundere die alten Fachwerkhäuser und den Fleiß und die Liebe, der diese Stadt ihr Bild verdankt. Durch das Klingentor fahre ich aus Rothenburg heraus und zum Zeltplatz zurück. Ich habe noch eine Stunde damit zu tun, das Zelt und die Taschen einzupacken und verlasse erst gegen halb zehn den Platz.

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