Читать книгу Blutholz. Kriminalroman онлайн
11 страница из 70
Es war elf Uhr, Iris war vor einer halben Stunde im Schlafzimmer verschwunden. Schlafengehen war ein kostbares und kostenloses Vergnügen, wenn man im Ruhestand war. Er beugte sich mit Mühe zu den Füßen hinunter und zog seine |13|Socken aus, danach setzte er sich auf seine Seite des Doppelbettes und begann sein allabendliches Ritual: Er nahm verschiedene Medikamente ein, gemeinsam sollten sie ihm helfen, noch eine Reihe freudvoller Jahre auf der Erde zu erleben. Abgesehen von den beginnenden kleineren und größeren Beschwerden des Alterns, fand er, dass alt zu sein, durchaus seine Vorteile hatte. Vor allem brauchte man nicht mehr auf alles Mögliche zu verzichten, in der Hoffnung, alt zu werden, man war schon alt. Er nahm seine Arzneien dennoch gewissenhaft jeden Abend vor dem Schlafengehen, nur die Pillen gegen hohen Blutdruck schluckte er morgens, um auf die Aufregungen des neuen Tages besser vorbereitet zu sein. Er hoffte, durch diese vorbeugenden Maßnahmen zumindest das Durchschnittsalter der männlichen deutschen Bevölkerung zu erreichen, vielleicht mit dem Bonus einiger zusätzlicher Jahre. Er beendete seine Gesundheitsvorsorge mit einer heißen Tasse Kräutertee, auf deren Verpackung die Zusicherung einer geruhsamen Nacht stand.