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Claudia fand es immer falsch, dass ich mich so für Thomas einsetzte. Sie meinte, er würde bloß meine Gutmütigkeit ausnutzen, weil das für ihn klarerweise viel bequemer sei, als zu lernen, endlich auf eigenen Beinen zu stehen und erwachsen zu werden. Aber vor allem würde er dem Ansehen der Galerie schaden.

Natürlich hatte sie Recht. Natürlich wusste ich, dass Thomas ein Versager war, der sich hinter einer Mauer aus absonderlichen Gedanken verschanzt hatte und im Leben nur mit meiner Hilfe halbwegs zurechtkam. Aber ich wusste, oder besser, ich ahnte eben auch, warum er so geworden war. Doch jeder Erklärungsversuch prallte an Claudia ab. Ich versuchte es immer und immer wieder. Keine Chance. Für Claudia blieb Thomas nichts als ein kleiner Schmarotzer. Und vor allem ein Freak, ein verrückter Freak.

Claudia konnte sich einfach nicht vorstellen, wie es ist, ein Dreizehnjähriger zu sein. Ein durchschnittlich intelligenter, durchschnittlich verwöhnter, durchschnittlich glücklicher Dreizehnjähriger, dessen einzige Auffälligkeit bisher darin bestand, dass er mit elf Jahren auf einmal zu wachsen aufgehört hatte. Ein eins fünfundvierzig großer Dreizehnjähriger, bei dem man annahm, seine Wachstumshormone würden im Laufe der Jahre ganz von selbst wieder aktiv werden und ihn dann in einem plötzlichen Schub emporschießen lassen. Ein Dreizehnjähriger, dem es zunächst nichts auszumachen schien, dass er im Vergleich zu seinen Altersgenossen ein Zwerg war. Ein Dreizehnjähriger, dessen durchschnittliches Leben in einer durchschnittlichen Familie sich dann aber von einer Sekunde auf die andere in nichts auflöste.

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