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Keiner von uns hatte ihn bemerkt. Er musste eine geraume Zeit hinter der halb geöffneten Tür gestanden sein und hatte unser Gespräch belauscht. Hatte all die schrecklichen Dinge gehört, die nicht für seine Ohren bestimmt gewesen waren. Und als er dann plötzlich ins Zimmer kam, war es zu spät, um ihm möglichst behutsam zu erklären, was geschehen war.

Ich werde nie den Ausdruck seines Gesichtes vergessen. Wie soll ich es beschreiben? Etwas unglaublich Erschrockenes, Verletztes, zutiefst Empörtes lag in seinen Zügen, als hätte ihn jemand ins Gesicht geschlagen. Er stand stumm in der Tür. Er sah mich an. Er sah die Polizisten an. Er sah wieder mich an. Wir blickten ihn an. Wir schwiegen. Vier, fünf Sekunden, vielleicht zehn. Unendlich lange Sekunden, erfüllt von Atemlosigkeit, Anspannung und Entsetzen, als würden wir auf Tretminen stehen. Und dann nickte Thomas nur, sagte kein Wort, drehte sich um und verschwand in sein Zimmer.

Den Polizisten stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als ich ihnen versprach, ich würde selber mit meinem Bruder reden und alles tun, um seinen Schock zu mildern. Aber versuchen Sie einmal, mit jemandem zu sprechen, der sich in seinem Zimmer eingesperrt und die Stereoanlage auf volle Lautstärke aufgedreht hat. Dröhnende Bässe, den ganzen Nachmittag nichts als hämmernde, dröhnende Bässe. Ich ließ ihn gewähren, denn, um ehrlich zu sein, der Sound war genau richtig, um auch in meinem Kopf das Chaos zu betäuben. Bloß gegen meine Verzweiflung konnte er nichts ausrichten und gegen den Schmerz, der von Minute zu Minute stärker wurde und mir die Tränen in die Augen trieb, bis ich schließlich nur noch hilflos auf dem Sofa lag und Rotz und Wasser heulte.

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