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So oder so ähnlich. Was weiß ich, wie ein richtiges Vernehmungsprotokoll ausschaut, ich habe noch nie eines zu Gesicht bekommen, bin nie von der Polizei befragt, vernommen, verhört worden, musste nie eine Aussage machen, ein Geständnis unterschreiben. Aber darum geht es jetzt auch gar nicht. Die Frage ist, ob es sich wirklich so abgespielt hat. Sind ein paar logisch aneinandergereihte Erinnerungsfetzen schon die ganze Geschichte?
Habe ich Roswitha tatsächlich über die Mauer gestoßen oder habe ich sie in Wirklichkeit gar nicht berührt und ihr Sturz war nichts als ein schreckliches Unglück? Welche Rolle hat mein Hass auf Roswitha gespielt, in den ich mich während meiner vergeblichen Suche nach ihr hineingesteigert hatte? Hat er mir diese Variante der Geschichte diktiert, weil in meinem Kopf schon die längste Zeit nur ein einziger Satz im Kreis gelaufen war, sich ununterbrochen wiederholt hatte wie ein Mantra: „Wenn ich dich finde, bringe ich dich um!“? Habe ich mich in die Rolle des Mörders versetzt, nur weil ich in dieser Nacht Roswithas Mörder sein wollte? (Aber wenn es bloß eine verheerende Vorstellung war, die nach Entsprechung in der Wirklichkeit verlangte, war ich dann nicht auch nur ein Narr wie mein kleiner Bruder?)