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Meine Überzeugung, Roswitha getötet zu haben, war so groß, dass ich keine Sekunde daran dachte, über die Böschung zu ihr hinunterzuklettern. Vielleicht war sie ja gar nicht tot, sondern nur bewusstlos, und ich hätte sie retten können. Aber dann? Mord, Mordversuch, Totschlag, versuchter Totschlag, schwere Körperverletzung, Unfall mit Todesfolge … mein Autopilot kannte da keinen Unterschied, sondern schaltete augenblicklich auf Flucht.

Dabei wusste ich nichts, absolut nichts. Die Bilder, die mein Gehirn generierte, hatten ihren Ursprung ausschließlich in zahllosen Fernsehkrimis, die ich gesehen hatte. Bilder von Mordopfern, aus Hochhausfenstern oder von Klippen gestoßen. Nahaufnahmen von Menschen, die aussahen wie zerbrochene Gliederpuppen. Von verzerrten Gesichtern mit vor Entsetzen weit aufgerissenen, toten Augen. Und immer wieder von dunklen Blutlachen, die sich unter zerschmetterten Schädeln ausbreiteten.

Und genau so sah ich Roswitha vor mir: ein lebloses Porzellangesicht mit Augen aus Glas. Und rund um ihren Kopf, wie ein Strahlenkranz über die Steine am Flussufer ausgebreitet, ihr Haar. Ihre rote Mähne, die immer länger wurde und immer röter. Dunkelrot. Blutrot. Ihre Haare, die in dicken, feuchten Strähnen aus ihrem Hinterkopf hervorquollen und nicht aufhören wollten zu wachsen und sich über den Ufersand, die Kiesel und Felsbrocken zu ergießen. Die Rinnsale bildeten, Bäche, Ströme. Haarströme, Bluthaarströme, Blutströme, mit denen alles Leben aus Roswitha herausfloss, um zwischen Steinen und Grasbüscheln und Dreck zu versickern, zu vertrocknen, zu verschwinden.

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