Читать книгу Kaltfront. Psychothriller онлайн
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Unglaublich, was bei Hochwasser so alles in den schlammig braunen Fluten treibt. Unmengen von Abfall. Plastiksäcke, Fahrradteile, Gummibälle, Kleidungsstücke. Manchmal tote Tiere. Vor allem aber alle Arten von Holz. Bretter, Pflöcke, entwurzelte Sträucher, Zweige, Äste, Baumstämme, sogar ganze Bäume, die mit ihren riesigen Wurzelstöcken aussehen wie vorsintflutliche Ungeheuer. Da war es doch nur logisch, dass sich der wild gewordene Strom auch Roswithas Leiche geholt hatte. Zuerst hatte er das Blut von den Steinen gespült, dann hatte er nach ihren Haaren gegriffen, schließlich war sie fortgerissen worden von der dreckigen Flut. War eine Zeit lang auf dem Wasser dahingetrieben, Treibgut zwischen anderem Treibgut, hatte sich in totem Geäst verfangen oder war von einem Strudel in die Tiefe gezogen worden. Und jetzt lag sie wohl auf dem Grund des Flusses, irgendwo weit weg, eingeklemmt, zusammengedrückt zwischen Baumstämmen, vielleicht verstümmelt bis zur Unkenntlichkeit.
Nicht, dass ich Roswitha so ein Ende gewünscht hätte. Mein Hass auf sie hatte rasch in Wut auf mich selbst umgeschlagen. Ich war wütend über die Situation, in die ich mich selber gebracht hatte. Wütend über meine unfassbare Unvernunft, angefangen bei meiner idiotischen blinden Liebe zu Roswitha bis hin zum völligen Wahnsinn, einen Mord zu begehen. Mein Herz hatte schon gewusst, was es tat, als es mich in jener Nacht nicht einschlafen ließ mit seinen wütenden Trommelschlägen: bambam-bambam-du-Arsch-du-Arsch!