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Trotzdem muss ich zugeben, der Gedanke, oder vielmehr die Hoffnung, dass man Roswitha erst nach Wochen, Monaten oder möglicherweise überhaupt nie finden würde, erleichterte mich. Und irgendwann wurde aus der Hoffnung Gewissheit. So gesehen stimmte die Geschichte sogar, die ich später Thomas auftischte: Roswitha war spurlos verschwunden.

Aber die Bilder in meinem Kopf, die verschwanden nicht. Immer wieder tauchten sie unvermutet auf und quälten mich. Schon beim Anblick der Kaimauer begann ich zu zittern, mein Magen krampfte sich zusammen, kalter Schweiß lief mir übers Gesicht. Wann immer ich konnte, mied ich die Gegend und zwang mich zu Umwegen. Es dauerte lang, bis die Bilder ihre Wirkung verloren, bis sie verblassten wie alte Fotos. Und erst ein paar Jahre später, den Verkehrsplänen der Stadt und den Baumaschinen sei Dank, erinnerte mich am Kai endlich fast nichts mehr an den Unglücksort: keine viel zu niedrige Ufermauer mehr, an ihrer Stelle ein breiter Radweg den Fluss entlang, gut gesichert durch ein hohes Geländer. Harry’s Pub längst geschlossen. Dafür ein Lokal neben dem anderen und jede Nacht die Hölle los. Hunderte von Jugendlichen, Betrunkene, Randalierer, Polizei. Nein, so ein einsamer Kampf wie damals zwischen Roswitha und mir wäre gar nicht mehr möglich. Nur die Felsen, diese verfluchten schwarzen Felsen unten am Wasser, die liegen immer noch da.

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