Читать книгу Altstadt-Blues 2.0 онлайн
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Anfangs unvorstellbar, als es Ilse samt Nachwuchs aus dem hohen Norden ins Rhein-Main-Gebiet verschlagen hatte und festkleben ließ. Sie kannte zahlreiche Geschichten aus der langen Zeit,
»…über das schwarz-weiße und manchmal grellbunte Treiben in der Altstadt, als sich noch metallene Straßenbahnschienen wie große Adern durch die inzwischen gepflasterte Fußgängerzone zogen und heiße Öfen von Motorrädern oder röhrende Auspuffrohre von lautstarken Autos ihre stinkenden Abgase – fast blau – in den engen Häuserschluchten stehen ließen, ehe sie zum Himmel entweichen konnten.« Aus dieser prallen, imaginären Schatzkiste bewegten Altstadtlebens kramte die sympathische Seniorin des Öfteren, autobiografisch gefärbte Anekdoten und offenbarte diese schmunzelnd der Kunststudentin Mona. Die, immer auf der Suche nach lohnenden Karikaturmotiven, sog sie begeistert auf. Wie jene vom kleinwüchsigen, verhärmten Italiener im zweiten Stock der gegenüberliegenden Straßenfront.
Jedes Mal, sobald Ilse es wagte sich mit Freundinnen am Fenster zu zeigen, fühlte sich dieser Kretin scheinbar zu halböffentlichem, wildem Onanieren animiert, die markante Region zusätzlich beleuchtet durch einem verbeulten Spotstrahler. Was stets so lange reibungslos, bzw., eher reibungsvoll bei ihm ablief, bis ein rohes Ei an seinen verwitterten Fensterflügeln zerbarst und mit klebriger Schleimspur zerfloss. Gezielt platziert von Ilses studentischem Nachbar im dritten Stock, untermalt durch lautes Beifall-Geklatsche eines Konzertmitschnitts aus seiner Anlage, welche er zur Untermalung der kostenlosen Peepshow so lange erdröhnen ließ, bis die wohlgenährte, italienische Mama wutschnaubend aus dem Nachbarzimmer der engen Wohnung emportauchte. Sie zerrte ihren ‚Onani’ hastig von der Bildfläche und verschloss Fenster und Gardinen blickdicht.