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Immer öfter ließ sie den kleinen Karl-Heinz bei einer Nachbarin und schob wichtige Erledigungen vor, bei denen sie den Kleinen nicht mitnehmen konnte. Das Hand-in-Hand-Laufen wurde intensiver. Er streichelte sie dabei mit seinen Fingern. Und eines Tages, in einer verschwiegenen Stelle im Park, ein Kuss, erst zart, dann leidenschaftlich und immer fordernder. Ein lange verloren geglaubtes Gefühl machte sich in ihrem Unterkörper breit und ließ sie alle Vorsicht vergessen. Sie war wild entschlossen, sich ihm auf der Stelle hinzugeben, doch dann hörte sie in der Ferne Kinderlachen, und das holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück.

«Ernst», sie schob ihn von sich, «wir können so nicht weitermachen. Ich darf dich nicht mehr sehen.» Fluchtartig verließ sie den Park und musste sich die rotgeweinten Augen mit Brunnenwasser kühlen, bevor sie in die Wohnung zurückkehrte.

Doch zum Glück war niemand zu Hause, und sie konnte sich wieder in einen einigermaßen passablen Zustand versetzen. Allerdings nur äußerlich. In ihr drin, ganz tief, wüteten Lust und Verzweiflung, und die Erinnerung an den Kuss ließ ihre Hand in den Schoß wandern, wo sie sie beließ, bis sie sich Erleichterung verschafft hatte. Noch nie hatte sie Derartiges getan, und sie war mehr als erschrocken über sich selbst. Im Spiegel überprüfte sie, ob man ihr den Frevel ansah, den sie soeben begangen hatte. Hektisch rote Wangen strahlten ihr entgegen. Sie schrubbte ihre Hände mit Seife und begann dann, energisch Kartoffeln zu schälen, zerteilte sie, als gälte es, jemandem die Kehle durchzuschneiden. Was hatte sie nur getan?

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