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Juli

Uschi klopfte an die Tür von Jasmin, ihrer Freundin. Wand an Wand lebten sie im sogenannten Hochhaus auf der Sanderhöhe, einer Siedlung, die nördlich vom Zentrum lag, durch die Wupper getrennt. „Hässe ins Tid för’n Kaffee?“, rief sie durch die geschlossene Tür. Die Frauen passten eigentlich überhaupt nicht zusammen. Jasmin war das aber egal. Bei Uschi konnte sie sich leger und ungezwungen geben, brauchte sich nicht zu verstellen. „Ich bin in der Unterhaltungsbranche“, sagte sie jedes Mal, wenn sie nach ihrem Beruf gefragt wurde. Was sich hinter dieser illustren Bezeichnung verbarg, wusste nur sie. In Wahrheit arbeitete sie für eine Begleitagentur. Gutes Aussehen, sicheres Auftreten und eine klare Artikulierung waren hier sehr wichtig. Darüber hinaus besaß sie noch einige nützliche Talente mehr. Geld hatte sie reichlich, denn sie hielt ihre Euros zusammen. „Ich mache das noch ein paar Jahre“, sagte sie sich immer, „ich muss schließlich für meine Rente sorgen.“ Uschi war da ganz anders. Bei Aldi an der Kasse verdiente sie ganz ordentlich; aber sie war eben nur halbtags beschäftigt. Zu einem Zusatzjob hatte sie keine Lust. Bei ihrem gesunden Phlegma brauche sie Zeit für sich selbst, dazu stand sie. Und diese Stunden verbrachte sie gern mit einem netten Plausch mit Bekannten, Freunden oder aber mit Jasmin, wenn diese wieder einmal im Lande war. War sie in der Stadt zum Einkaufen, konnte es gut vier Stunden dauern, bis sie wieder oben in ihrer Wohnung war. Einen Kaffee im Hanse, ein Bierchen in der Penne, das brauchte nun mal seine Zeit. Sie war nun einundfünfzig, und ihre Figur ähnelte der einer Walküre. Dagegen wirkte Jasmin filigran mit ihrer schlanken Taille und den zarten Gesichtszügen, die eine schokoladenfarbene Haarpracht umrahmte. Sie trat auf den Korridor hinaus. Der dunkle Kaschmirmantel kleidete sie vorzüglich. Lässig schwang sie eine Umhängetasche von Chloé über die Schulter. „Sorry, Schatz, ich habe es eilig“, sagte sie zu Uschi, „muss sofort weg, bin schon spät dran.“ Sie zuckte bedauernd die Schulter, lächelte ihr entschuldigend zu und lief die Treppe hinunter. „Keine Zeit, muss dringend zu einem Termin nach Wuppertal. Morgen bin ich wieder da.“ „Un wat maak ik jetz?“, fragte sich Uschi laut.

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