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Eine Familie kam ihm entgegen. Die Frau trug ein Kleid der neuesten Wiener Mode. Die fassonierte Seide war mit Spitzen besetzt, die gerafften Ärmel ließen die Arme kräftig aussehen. Kirchner fand das nicht besonders hübsch - und der Hut mit der angesteckten Feder erschien ihm nachgerade albern. Aber so etwas musste die Frau von Welt in der Residenzstadt wohl anziehen. Auch die Kinder waren in feinen Stoff gehüllt, während die Kleidung des Vaters eher nüchtern ausfiel. Der Anzug war ziemlich neu und saß korrekt, aber es sah aus, als führe der Mann Buch über die Kosten jeder einzelnen Naht. Vielleicht war er ein Beamter in der Kämmerei.

Kirchner überholte eine Gruppe von Infanteristen in Uniform. Die vier unterhielten sich in obszöner Weise über Mädchen, prahlten laut mit Abenteuern. Ihre Milchbärte ließen Kirchner vermuten, dass die Angeberei und die Geschichten nur der Phantasie entsprangen. Aber war er selbst viel reifer? Genau betrachtet waren seine Erfahrungen mit Frauen dürftig.

Er beschleunigte seine Schritte, um Abstand von den Soldaten zu gewinnen. Sofort lief ihm der Schweiß übers Gesicht. Kirchner nahm den Helm ab, zog sein Taschentuch aus der Hose und tupfte sich die Stirn ab. Vor ihm lag eine Weggabelung. Er hörte, wie die Soldaten hinter ihm über ihren Weg diskutierten und schließlich entschieden, nach links abzubiegen. Also wandte sich Kirchner nach rechts. Da vorn floss die Spree am Rande des Thiergartens, eine schöne Ecke, augenscheinlich derzeit nicht sehr belebt. Gut so, denn Kirchner suchte Ruhe, wollte seine Gedanken sammeln.

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