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Auf den schroff hochragenden Felsen hocken die Städtchen, deren Mauern aus der Etruskerzeit stammen, ihnen gegenüber, oft gleichberechtigt hoch, die Totenstädte, in Sichtweite der Lebenden als Mahnung und Zeugnis des Überlebens.

Eines Tages kam auch ich nach Etrurien und bin seitdem diesem Land verfallen. In jedem Jahr zieht es mich für einige Zeit hierher und die Frage, woher die Etrusker kamen, wird mir, je länger ich in ihrem Land verweile, immer unwichtiger. Natürlich verstehe ich die Archäologen, die glauben, dass es überwiegend eingeborene italische Stämme waren, die den Kern des Volkes bildeten. Dafür spricht die Villanova-Kultur, deren plumpe, dunkle und archaische Gefäße in allen Museen als Zeugen der ersten Anfänge des etruskischen Volkes ausgestellt sind. Die eleganten griechischen Vasen waren meist als Exportware gefertigt und zwar für den ›barbarischen‹ Geschmack. Damit waren die Etrusker gemeint. Von mir aus waren es auch die klugen, mystisch geschulten Leute aus dem Osten, vielleicht Kleinasien, wo die griechische Kultur ihren Höhepunkt erreichte, eine Elite, die alle anderen Urvölker der Region beeindruckte, so dass sie sich mit ihnen vermischten, wie später mit den Römern. Sie tauchten auf und sie verschwanden und sie faszinieren bis heute. So mancher Italiener bezieht seine Lebensart auf sie und das kann ich nachvollziehen. Auch wenn ich dafür über Gräberfelder stolpern, in ausgehauene Felsen kriechen und halsbrecherische Flusstäler durchsteigen muss. Auf den Höhen Reste einer Stadt oder auf die Reste einer Stadt gebaute mittelalterliche Ruinen, in den eingeschnittenen Tälern darunter die dunklen Eingänge, gemeißelte Quader und Scheintüren. Scheintüren? Ja, damals sehr beliebt. Und mir bleibt unklar, ob unerwünschte menschliche Eindringlinge, Diebe der Preziosen, abgewehrt werden sollten oder vielleicht böse Geister, die den Toten stehlen und die Seele mitnehmen könnten, dahin, wo es keine Unsterblichkeit gibt. Für die Etrusker offenbar eine schreckliche Vorstellung, ohne Spuren zu verschwinden.

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