Главная » Fallsucht. Der andere Berlinkrimi читать онлайн | страница 68

Читать книгу Fallsucht. Der andere Berlinkrimi онлайн

68 страница из 156

Vielleicht hätte sie aus den Fähigkeiten ihrer langen Finger am Cello etwas machen können. Sie wurde herumgereicht, bei drittreihigen Orchestern eingeladen, gewann provinziell rotwangige Preise. Aber sie wollte ja die Mühsal der Welt in ihre feinen, großen Hände nehmen. Niemand errettet mit dem Cello, dachte sie.

Dummes Mädchen, womit hebt man die Welt aus den Angeln, wenn nicht mit dem Cello?

Also verdammte sie die Sehnsucht nach der Musik, den liebkosenden Bogen und die schwingenden Saiten in die Nächte und studierte in ihrer Heimatstadt Medizin. Bimste sich abfragbares Wissen ein, schnitt Leichen auf, beatmete Dummis und lauschte dröhnendstimmigen Professoren, die medizinische Weisheiten ausgossen. Das Sauerbruchgequatsche stieß der verhinderten Cellistin bald gallig auf.

Die wenigen ihr begegnenden Patienten behandelte sie wie in ihrer Wohnung gelandete Singvögel, erwarb sich einen bespöttelten Ruf im Kreis der Kommilitonen, Respekt beim medizinischen Hilfspersonal und wurde nach sechs Jahren universitärer Infiltration als Dreiviertelärztin auf die Straße gespuckt. Voller Elan suchte sie eine Stelle an einem Krankenhaus, um ihr vor Wissen schier platzendes Hirn endlich durch die Arbeit am Patienten zu entlasten.

Правообладателям