Главная » Still und starr ruht die Spree. Berliner Weihnachtskrimis читать онлайн | страница 24

Читать книгу Still und starr ruht die Spree. Berliner Weihnachtskrimis онлайн

24 страница из 31

Meine Mutter tut Franz nun zu essen auf, der sich manierlich bedankt, gießt ihm Wein ein, und fragt ihn, woher er denn komme. Und Franz antwortet recht kohärent, dass seine Eltern in Lüneburg leben, seine ältere Schwester jedoch in Kiel, mit Mann und zwei Kindern. Letztes Jahr war er sogar einmal da gewesen.

Mein Vater steht zwischendurch auf, bläst ein paar heruntergebrannte Weihnachtskerzen aus und ersetzt sie durch neue. Meine Eltern sind stolz darauf, ihren Baum nicht mit elektrischen Kerzen zu schmücken.

Franz scheint der Wein gut zu schmecken, auch die Nudeln hat er verdrückt, nur sein Fleischstück schiebt er, wie mir jetzt auffällt, ständig auf seinem Teller hin und her. Als ich mich einmal weit über den Tisch beuge, um mir eine Schüssel mit eingelegten Artischockenherzen zu nehmen, höre ich, wie er, während er mit der Gabel auf dem Teller herumfuhrwerkt, murmelt: »Hab ich dich endlich, du Sprechender Waschlappen! Mach mal ‚Piep‘! Sag mal ‚Ah‘!«

Mein Vater, der das nicht gehört hat, fragt Franz nun, wo er denn das letzte Jahr Weihnachten gefeiert hätte. Und Franz erzählt, dass er bei »so ’ner janz normalen Familie« in Neukölln in einem Partykeller gesessen hat. Um gleich ihre Solidarität mit den Proleten aus Neukölln unter Beweis zu stellen, ruft meine Mutter übertrieben euphorisch: »Ach, Neukölln! Da geh ich so gern auf den Markt!« Falk und ich werfen uns wieder einen langen Blick zu: Auf den Markt am Hermannplatz geht unsere Mutter ungefähr einmal im Jahr. Und auch nur dann, wenn sie vorher direkt nebenan bei Karstadt in der Stoffabteilung gewesen ist.

Правообладателям