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Jakob Chrumm

Ich wälzte gerade Bücher über Berlin. Stadtgeschichte, Sehenswürdigkeiten, ähnlich Langweiliges. Doch nichts half mir weiter. Keine Tipps, keine Anekdoten. Ich hatte Neele eine Stadtführung versprochen und suchte nach etwas Besonderem. Als ob sich Neele für das Baujahr des Brandenburger Tors interessierte! Entnervt legte ich die Bücher zur Seite. Ich seufzte. Dass es überhaupt so weit gekommen war, konnte ich mir nicht erklären. Das heißt, erklären konnte ich es mir schon, doch ich hatte es nicht beabsichtigt. Seit dem Abend der Party vor fast zwei Wochen dachte ich darüber nach, womit ich Neele überraschen konnte. Ich hätte mich eigentlich gegen diese Gedanken wehren müssen, schon alleine wegen Nina. Was nun?

Plötzlich hatte ich eine Idee: die «Hafenbar»! Die freitägliche Schlagerparty dort musste man erlebt haben. Die «Hafenbar» lag im ersten Stock eines kleinen alten Hauses im Ostteil der Stadt und war seit DDR-Zeiten unverändert. Sie war die älteste Disco der Stadt und auch bei jungen Leuten sehr beliebt. Ein hölzerner Segelmast stand in der Mitte der Tanzfläche, Fischernetze, Bullaugen und Plastikfische mit Riesenaugen hingen an den Wänden. Nachts pflegten sich die Tänzerinnen um den Segelmast zu schlängeln. Die Besucher der «Hafenbar» waren ein offenes und fröhliches Völkchen, fahrtüchtig war von ihnen meist bald keiner mehr, und so kannte nach einer halben Stunde fast jeder jeden – falls man den Namen des Gegenübers im Lärm überhaupt verstand.

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