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Liebe macht bekanntlich blind. Das einzig Zugpferdähnliche an Kathi war ihr Hintern. Die Frage, was Tom an ihr fand, war für mich eines der großen ungelösten Rätsel der Menschheit. Kathi Karrenschmidt war weder hübsch noch hässlich. Sie war klein, brünett und unscheinbar. Lehrerin. Selten diskutierte sie über ihre Ansichten, und man wusste nie, ob sie überhaupt welche hatte. Sie hatte sich zu einer rundum durchschnittlichen Person entwickelt, nicht zu einem Menschen, der Leidenschaft entfachte. Die meisten unserer gemeinsamen Bekannten hatten weder eine gute noch eine schlechte Meinung von ihr. Allein aus diesem Grund wunderte ich mich, woher Tom und Kathi auf einmal diese aufregend verkleideten Leute kannten. Wo waren nur die Lehrerfreundinnen abgeblieben? Es machte ganz den Eindruck, als könnte der Abend unerwartet lustig werden.

Ich entdeckte Tom, der sich mit bunt gekleideten Leuten unterhielt. Gerade als ich zu ihm gehen wollte, bemerkte er mich. Er entfernte sich von der Gruppe und kam mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu. Es gab viele Gründe, weshalb ich Tom seit unserer Kindheit, in der wir gemeinsam die Geheimnisse unzähliger Sandkisten erkundet, uns fürs Bobbycar begeistert und Fahrradfahren gelernt hatten, gerne mochte. Ich liebte seine Loyalität ebenso wie seinen unerschütterlichen Glauben an unsere Freundschaft, mit dem er mich, der sich gelegentlich allzu sehr von negativen Gedanken mitreißen ließ, so manches Mal an das Gute im Leben erinnerte. Vor allem aber mochte ich ihn, weil er das totale Gegenteil von mir war. Tom Tauber hatte bereits in der zehnten Klasse gewusst, welchen Beruf er einmal ergreifen wollte – eine Gewissheit, die mir völlig rätselhaft war. ­Woher sollte man in so jungen Jahren wissen, womit man den Rest seines Lebens verbringen wollte? Seitdem er eine Banklehre absolviert hatte, ging er einem geregelten Leben nach und war vollkommen zufrieden mit seiner Berufswahl. Ich hingegen hatte gerade erst mein Studium der Wirtschaftswissenschaften beendet, und nach dem Sprung aus dem warmen Nest der Universität war der Aufprall auf den Asphalt der Realität härter als erwartet. Die Arbeit bei einer Versicherung erwies sich als weniger befriedigend als auf den Karrieremessen angepriesen. Tom war mit den Jahren verbindlicher und zurückhaltender geworden, kurz, er war erwachsen geworden.

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