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Eigentlich dürfte nichts schiefgehen. Wir haben alles genau geplant und den Ablauf wie einen Fernsehkrimi bis ins kleinste Detail x-mal durchgespielt. Trotzdem sind meine Handflächen vor Aufregung ganz nass. Christl nickt mir aufmunternd zu, bevor sie die Tür öffnet.

»Grüß Sie«, sagt Stani und stellt den Werkzeugkoffer ab.

Ich schicke ein letztes Stoßgebet zum Himmel, damit alles so klappt, wie wir es geplant haben. »Einen Kaffee, Herr Stani? Und vielleicht einen kleinen Beifahrer dazu?«, fragt meine Freundin und holt den Sliwowitz aus dem Küchenkastl. »Nehmen S’ ruhig Platz«, sage ich meinen gut geübten Einleitungssatz für den finalen Showdown auf. »Olles leiwaund?«, fragt Stani und ich merke, wie mein Lampenfieber nachlässt, weil sich auch der Elektriker an unser Drehbuch hält.

Erwin Riess

Brief an einen Floridsdorfer im Exil

Lieber Freund!

Wundere Dich nicht über diesen Brief, nimm ihn als schicksalhaftes Ereignis. Vor langer Zeit, im Winter und Frühling 1976, waren wir Bettnachbarn in der Neurologie des Alten AKH, diesem düsteren Bau, den einige Patienten überlebten, allerdings mit schweren seelischen Schäden. Du erinnerst Dich an den schmächtigen Jungen mit der Vorliebe für Binnenschiffe und Otis Redding. Mittlerweile bin ich nicht mehr schmächtig und fahre im Rollstuhl. Otis Redding liebe ich nach wie vor. All die Jahre habe ich mich gefragt, was aus Dir geworden ist. Nach den vielen Wochen im Krankenhaus haben wir uns nicht mehr gesehen, Du warst wie vom Erdboden verschluckt. Niemand wusste, wo Du Dich herumtreibst, ob Du überhaupt noch in Österreich bist. Die Nachbarn aus Eurem Gemeindebau waren ratlos. Deine Mutter war verzweifelt, zumindest schien es so. Ich wohne nun schon viele Jahre in der Nähe Deiner alten Wohnung in Stammersdorf. Sehr selten ist in den Heurigen der Umgebung noch von Dir die Rede.

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