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Leo Reisinger spürte wieder das Kribbeln in den Armen. Jetzt ging es los. Das liebte er an seinem Job: rausgehen, analysieren und die Puzzleteilchen aneinanderfügen.

Als sie das Gebäude der Gerichtsmedizin verlassen hatten und über den Parkplatz gingen, prustete Sandra los: »Ich glaub’s ja nicht. Der Dr. Gräber steht auf mich!«

Reisinger sah sie an. »Ja, das sehe ich auch so. Wenn einer den ganzen Tag an Leichen herumschnippelt, gefällt einem dieser morbide Look wahrscheinlich irgendwann. Du nimmst das nicht wirklich als Kompliment, oder?«

Sandra protestierte: »Ich sehe doch nicht wie eine Leiche aus!«

»Nein, eher wie ein Vampir.« Reisinger hielt ihr die Wagentür auf.

Es war bereits Freitagmittag, als sich Leo Reisinger mit Sandra Kruse auf den Weg ins Kirnitzschtal machte. Der Chef der Straßenbahn hatte sich bereit erklärt, auf sie zu warten, obwohl er ab 12 Uhr eigentlich Feierabend hatte. Auch die beiden Straßenbahnfahrer würden vor Ort sein. Sandra Kruse telefonierte inzwischen die Polizeidienststellen ab, ob irgendwo eine Person vermisst wurde, auf die die Beschreibung passte. Nach mehreren vergeblichen Anrufen sagte sie: »Fehlanzeige. Den vermisst keiner!«, und steckte ihr Handy weg. Sie kramte ihren Lippenstift heraus und klappte die Sonnenblende herunter.

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