Читать книгу Tod im Kirnitzschtal онлайн
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Um acht Uhr entriegelte Karl Kunath die beiden Waggons mit dem speziellen Schlüssel und schaltete den Triebwagen ein. Die Stromabnehmer fuhren langsam nach oben und rasteten mit einem Klicken ein.
Da keine Passagiere in Sicht waren und weil er noch fünf Minuten Zeit hatte, bis er laut Fahrplan losfahren sollte, drehte er eine Runde außen um die Waggons, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Dann inspizierte er die Wagen von innen. Von seinem Führerstand aus ging er zunächst im ersten Wagen nach hinten und sammelte mehrere Bonbonpapierchen auf. Er öffnete die Tür am hinteren Ende des Waggons, um hinaus auf den Bahnsteig zu treten. Sein Blick fiel auf die Gummilippe der Tür. Er kannte diese Bahn seit über 20 Jahren und hatte bestimmt schon jede Schraube an diesem Gefährt in der Hand gehalten. Seit die Gotha-Triebwagen 1992 aus Plauen ins Kirnitzschtal gekommen waren, wurden sie gehegt und gepflegt, denn niemand hier wollte moderne Züge haben. Zum einen waren neue Wagen viel zu teuer, zum anderen kamen viele Menschen allein wegen der alten Straßenbahn ins Kirnitzschtal. Der Gummi an der hinteren Türe war porös und musste demnächst erneuert werden. Karl Kunath nahm sich vor, das gleich im Straßenbahn-Depot zur Sprache zu bringen. Dann inspizierte er den zweiten Waggon. Der war ziemlich sauber, aber auch hier entdeckte der Straßenbahner noch eine leere Flasche Club-Cola, die neben einem Einzelsitz am Boden lag. Als er sich bückte, um sie aufzuheben, fiel sein Blick auf das Profil zweier Wanderschuhe.