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Immer wieder ertappte Maria sich dabei, wie sie sich kritisch im Spiegel betrachtete. Schonungslos offenbarte der die eindeutigen Zeichen der unaufhaltsamen körperlichen Veränderungen einer Fünfzigjährigen. Wie so viele Frauen in der gleichen Situation fragte sie sich bange, wie lange Nihats Begehren noch anhalten würde. Was würde in zehn Jahren sein? Dann wäre sie alt, richtig alt. Mit schwammigem Kinn, faltigem Bauch und Hängebrüsten. Eine Horrorvision!

Er würde sie für eine jüngere, knackigere Frau sitzen lassen, eine, die ihm vielleicht auch noch Kinder gebar, von denen Nihat, davon war sie überzeugt, insgeheim träumte. Eine Familie zu gründen, das gehörte doch zwangsläufig zum Lebensentwurf eines jungen Moslems, davon war Maria überzeugt.

Oh Gott, daran durfte sie überhaupt nicht denken. Sie liebte diesen Mann und wollte nicht, dass er sie verließ. Er sollte bleiben – für immer.

Manchmal gelang es ihr, diese negativen, lähmenden, sie in einen tiefen Abgrund stürzenden Gedanken beiseite zu schieben, indem sie sich ermahnte, das Hier und Heute zu genießen und das Leben als einen unaufhaltsamen Fluss zu betrachten. So ganz hatte sie diese Strategie, die sie in solchen Situationen wie ein Mantra heraufbeschwor, allerdings noch nicht verinnerlicht.

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