Читать книгу Emma Roth und die fremde Hand. Ein Wien-Krimi онлайн
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SEIT 48 STUNDEN VERMISST
Emma Roth saß auf ihrem Klo und drückte so stark, dass ihr Gesicht rot anlief. Die Oberschenkel rutschten über die glatte Keramikoberfläche der WC-Brille. Die Waden drückte sie gegen die kühle Kloschüssel, auf der sie in gekrümmter, mitleiderregender Haltung hockte.
Ja, sie hatte gestern wieder übertrieben. Es hatte so harmlos angefangen. Ein kleiner Absacker nach einer anstrengenden Wochenendschicht. Allein versteht sich, denn mit ihren Kollegen verband sie wenig – und vor allem nicht die Lust an hochprozentigen Getränken, französischen Zigaretten und dunklen Bars. Dann war da dieser Kerl gewesen, Mitte vierzig, Typ Banker, aber ganz attraktiv. Zusammen waren sie in einer düsteren Kneipe gelandet, wo sie sich völlig in Zeit und Raum verloren hatten. Der Rest war Dunkelheit.
Mit einem unterdrückten Grunzen spürte sie, wie ihr Darm sich bereit machte, alle Sünden der letzten Nacht hinauszuspülen. Gleichzeitig stieg ihr ein bitterer Schuss Magenflüssigkeit nach oben und überschwemmte die Mundhöhle wie ein Tsunami. Jetzt meldeten sich beide Organe gleichzeitig zu Wort, tanzten einen wilden Tango in ihrem Bauch, vor und zurück, eine schnelle Drehung – sie würgte und schaffte es gerade noch, den blauen Putzeimer zu packen, der, seit seinem Kauf vor einem Jahr unbenutzt, neben der Toilette vor sich hin vegetierte. Sie atmete tief durch, riss ein Stück Klopapier von der Rolle und wischte sich damit über den Mund. Es ging ihr besser. Der drückende Schmerz in Magen und Darm war weg. Jetzt noch zwei Tabletten gegen das hartnäckige Pochen hinter den Schläfen und die körperlichen Folgen ihres nächtlichen Exzesses hätte sie damit im Griff!