Читать книгу Emma Roth und die fremde Hand. Ein Wien-Krimi онлайн
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Sie erhob sich, schob das Höschen hoch und spülte den Mund aus. Ein Blick in den Spiegel ließ sie zurückschrecken: Sie sah so furchtbar aus, wie sie sich fühlte. Ihre Augen lagen in tiefen Höhlen, die markanten Wangenknochen traten aus ihrem bleichen, übernächtigten Antlitz hervor, als ob sie schwer krank wäre.
„Reiß dich zusammen, Emma Roth!“, schalt sie ihr Spiegelbild mit erhobenem Zeigefinger.
Sie wusste, dass es so nicht weiterging. Noch lief alles reibungslos, noch funktionierte ihr Leben ohne größere Patzer und Aussetzer, aber irgendwann würden die nächtlichen Eskapaden Konsequenzen nach sich ziehen. Und gerade jetzt musste sie in der Arbeit einen Gang zulegen. Ihr Vorgesetzter hatte sie auf dem Kieker, ihr Assistent hatte seine eigene kleine Revolte gegen sie losgetreten und so musste sie sich tagtäglich als Abteilungsleiterin beweisen.
Die nächste Tat des noch jungen Tages würde es sein, den namenlosen Mann aus ihrem Bett und aus der Wohnung zu befördern. Höflich, aber bestimmt. Darin war sie geübt! Entschlossen marschierte sie auf die Schlafzimmertür zu, doch bevor sie diese erreicht hatte, pochte der schrille Klingelton ihres Handys gegen ihr alkoholgeschwächtes Gehirn wie ein Presslufthammer. Automatisch riss sie die Hände hoch und bedeckte die Ohren. Dann besann sie sich. Wo hatte sie gestern nur ihre Handtasche hingeworfen? Sie folgte dem Geräusch bis in die gemütliche Wohnküche, wo sie ihre Wildledertasche schließlich inmitten von Essensresten und leeren Weinflaschen auf dem Küchentisch fand.