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Karl Rotten betrachtete Emma aus dem Augenwinkel, als sie die Tür zum Vorzimmer aufstieß und dabei ihre Handtasche fallen ließ, deren Inhalt sich über den braunen Teppichboden ergoss. Er hatte seine Chefin bereits oft in einem desolaten Zustand erlebt, doch so kaputt wie heute hatte er sie schon lange nicht mehr gesehen. Die langen roten Locken waren mit einem breiten Haarband nur notdürftig gebändigt und die Krater und Schatten in ihrem Gesicht erzählten Geschichten von einer langen, alkoholschweren Nacht. Nicht einmal die Silberkreolen an ihren Ohren und der dunkelrote Lippenstift konnten dieses Bild der Zerstörung korrigieren. Auch die Garderobe ließ zu wünschen übrig und würde ihr mit Sicherheit einen Rüffel von Heiko Tomschak, ihrem Vorgesetzten, einbringen. Die engen Bluejeans waren an den Innenseiten der Oberschenkel aufgerieben und es fehlte nur noch ein winziges Stück Stoff, um den Blick auf ihre nackte Haut freizugeben. Das bunte Batikhemd hätte vielleicht auf eine Strandparty in Thailand gepasst, aber sicherlich nicht in das Büro einer Wiener Polizeimajorin. Da konnte auch das schwarze, eigentlich schicke Jackett nicht helfen, das sie sich übergeworfen hatte. Ihre gesamte Aufmachung wirkte geradezu grotesk in dieser biederen Beamtenwelt.

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