Читать книгу Die heimliche Geliebte. Ein Wilhelm-Busch-Krimi онлайн
63 страница из 115
Ostermann hatte ein glattes, altersloses Gesicht, doch sein Schädel war nahezu kahl. Dabei war er vermutlich noch gar nicht so alt, Leo schätzte ihn auf Anfang vierzig. Als er sich trocken rieb, bemerkte sie, wie gepflegt seine Hände waren, die Nägel rosig und kurz geschnitten. Wenn Ostermann lächelte, wirkte er sehr sympathisch. Lächelte er nicht, hatten seine Augen einen leicht besorgten Ausdruck, als würde er sich ständig fragen, ob auch alles in Ordnung sei.
Ganz der freundliche Nachbar von nebenan, dachte Leo. Einer, dem man mit Freuden die Wohnungsschlüssel aushändigte, um unbesorgt in Urlaub zu fahren und der auch immer ausreichend Kaffee oder Zucker da hatte, wenn man mal gerade welchen brauchte. Ein schrecklich netter Typ eben. Der einem irgendwann furchtbar auf die Nerven ging, wenn er sich mitfühlend erkundigte, ob man schlecht schlief, weil das Licht die ganze Nacht brannte oder zum tausendsten Mal die Post mitbrachte – sehen Sie nur, meine Liebe, Tante Hilde hat Ihnen wieder geschrieben! –, weil der Briefträger ihm zufällig gerade begegnet war.