Читать книгу Der kalte Engel. Roman. Doku-Krimi aus dem Berlin der Nachkriegszeit онлайн
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»Und so was will nun Krankenpfleger gewesen sein!«, rief Else Lehmann, die bei der AOK am Wöchnerinnen-Schalter saß. »Na, wer bei Ihnen gestorben ist, der hat sich nur verbessern können.«
»Können Sie auch haben, kommen Sie nachher mal mit in mein Zimmer.«
Darauf drehte sie die Sicherung heraus, und er saß im Dunkeln. Was blieb ihm nun, als seine Lektüre für »hinterlistige Zwecke« einzusetzen. Pfeifend spazierte er dann an den beiden anderen vorbei in sein Zimmer zurück und machte sich daran, ein wenig zu frühstücken. Das Wasser für den Muckefuck war mit dem Tauchsieder schnell bereitet. Wenn er auch kein Geld für Bohnenkaffee hatte, so doch wenigstens ausreichend Quark für seine Stulle. Den aß er außerordentlich gern, obwohl Arthur, sein Kumpel, immer spottete: »Weißer Käse ohne Saft gibt viel Kacke, aber keene Kraft.«
Punkt sechs ging Walter Kusian aus dem Haus. Zu frieren brauchte er nicht. Dicke Stiebel hatte er und eine schwarze Cordhose, die er bei einem Kohlenträger für ein geklautes Karnickel eingetauscht hatte. Auch der alte Wehrmachtsmantel, den er trug, war ein Glücksfall. Noch schöner wäre es gewesen, er hätte die Epauletten und die Rangabzeichen nicht abtrennen müssen. Immerhin hatte das gute Stück einem Oberleutnant gehört. Er selber hatte es nur zum Sanitätsgefreiten gebracht. Etwas, das er seinem Führer nie verzieh, war er doch ein sogenannter Alter Kämpfer, einer, der schon sehr früh Mitglied der NSDAP geworden war. PG – Parteigenosse seit 1926. »Ich führe euch herrlichen Zeiten entgegen …« Walter Kusian hatte an die Worte Adolf Hitlers geglaubt. Er stampfte die Treppe hinunter.