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»Stehen ein Junge und ein Mädel im Kinderheim und sollen abgeseift werden. Sagt der Junge: ›Ätsch, was ich unten am Bauch hängen habe, das hast du nicht.‹ Antwortet das Mädchen: ›Nein, wir sind Flüchtlinge und haben alles zu Hause zurücklassen müssen.‹«

Nach fünf Minuten kam die Straßenbahn von der Sandkrugbrücke her. Zwar sah der Triebwagen noch immer ziemlich abgewrackt aus, aber wenigstens waren die Fenster jetzt alle wieder verglast. Keine Bretter mehr, keine Pappe. Na bitte. Gerade wollte er sich darüber freuen, da bekam er den grüngrauen Rucksack seines Vordermannes voll ins Gesicht. Die Schnalle riss ihm eine Schramme in die Nasenwurzel.

»Pass doch uff, du Idiot!«, schimpfte Walter Kusian.

»Ick hab’ doch hinten keene Augen, Mann.«

»Klar. Hättest welche jehabt, würdeste ooch nicht mehr rumloofen hier, da hätten se dich unter Adolf schon längst …«

»Sie, soll ich die Polizei holen!«

Die Schaffnerin stieß Walter Kusian in die andere Richtung.

»Ruhe hier im Puff! Wir wollen unsern Fahrplan einhalten.« Walter Kusian schluckte herunter, was ihm auf der Zunge gelegen hatte: dass nämlich im Krieg mindestens einer zu wenig umgekommen war. Scheiße alles. Was wäre aus ihm noch alles geworden, wenn der Führer den Krieg gewonnen hätte. Jetzt aber, jetzt hatte er die letzte Drecksarbeit zu machen und sich mit diesem Plebs hier abzugeben. Nicht mal einen Sitzplatz hatte man für ihn. Na schön, bis zum Knie war es nicht weit. Schon wurde abgeklingelt. Sie bogen in die Rathenower Straße. Gegenüber lag düster und wuchtig das Kriminalgericht Moabit, das mit der angeschlossenen Untersuchungshaftanstalt das ausgedehnte Areal zwischen Alt-Moabit und Turm-, Wilsnacker und Rathenower Straße beherrschte. Er hasste es. Er hasste überhaupt alles.

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