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Es klingelte. Eine Lieferantin brachte ein sechsteiliges Silberbesteck. Elisabeth hielt es ihm hin. »Das schenke ich dir zu Weihnachten, damit du was für deine Uschi hast.«

Kurt Muschan war überwältigt. Und zutiefst erschrocken. Er wollte ja von dieser Frau wirklich nur das eine … und nun liebte sie ihn mit all ihrer Kraft. Aber dass er Uschi und seine Kinder ihretwegen verließ, erschien ihm ausgeschlossen. Wenn sie ihn nun erpresste?

Dir wird schon was einfallen, dachte er, schließlich bist du bei der Kripo … Wenn man in diesen Tagen eine Leiche kunstgerecht zerlegte und irgendwo in Ost-Berlin versteckte, war das Risiko gering.

Kapitel 6

Dorothea Merten verkaufte gerne Schreibmaschinen und hatte ein quasi erotisches Verhältnis zu vielen von ihnen, jedenfalls durchströmten sie angenehme Gefühle, wenn sie die monströsen Gebilde anschauen und probieren durfte. Eben hatte sie ein Wort gedacht, da stand es auch schon auf dem Papier. Wie gedruckt und für die Ewigkeit geschaffen, ein Wunderwerk von Menschenhand, ein Geschenk der Götter. Obwohl sie die Mechanik bis ins Einzelne durchschaute, war das Ganze etwas Magisches für sie. Zauberei. Nur wer eine Schreibmaschine besaß, zählte bei ihr, wer seine Briefe mit der Hand verfasste, war auf der Stufe der Primaten und der Neandertaler verblieben. Berührte sie die Tasten, war sie so glücklich wie ein Kind, dem man Farbstifte und einen Block gegeben hatte: Sie konnte sich öffnen und ihrer Phantasie freien Raum lassen, sich so richtig austoben und alles herauslassen, was sich in ihrem Unbewussten angesammelt hatte. Urschreie ausstoßen, Märchen erzählen, schöpferisch sein, sich eigene Welten schaffen. Immer wieder versuchte sie es in freien Stunden mit Gedichten, Kurzgeschichten und nun sogar einem richtigen Roman. Blind schreiben konnte sie nicht, das Ein-Finger-Such-System musste ihr genügen. Doch lustvoll wie ein Raubvogel, der nach unten stieß, um einen fetten Hasen zu schlagen, fuhr ihr rechter Zeigefinger auf den richtigen Buchstaben hinunter, war der endlich gefunden. Die Beute war gemacht, wenn der Hebel auf die Walze schlug und seinen Abdruck hinterließ. Blau oder schwarz, je nach eingelegtem Farbband. Sofern es kein älteres Modell mit verdeckter Walze war. Schrieb sie zu schnell, verhakten sich die Typenhebel und mussten vorsichtig wieder voneinander getrennt werden. Hatte sie Pech und verbog sie die dabei, hing Günther Beigang, der Chef, vor Wut an der Decke. Da war also Vorsicht geboten. Auch wenn sie zu viel radierte und die Maschinen, die den Kunden vorgeführt wurden, dadurch unansehnlich wurden. Sie war 46 Jahre alt, fast 1,65 Meter groß und von kräftiger Gestalt, hatte braune Augen und rotbraun gefärbte Haare und ließ beim Lachen eine Goldkrone blitzen.

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