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»Feierabend!« Punkt 18 Uhr gab ihr Beigang die Weisung, die Jalousien herunterzulassen. Das Geschäft konnte sie dann nur noch durch Hintertür und Flur verlassen. Zu Zeiten der Stromsperren war das immer grässlich gewesen, nun aber, da die Birnen alle wieder brannten, genoss sie es. Sie wohnte in Spandau, in der Pichelsdorfer Straße, doch heute ging es nicht nach Hause, sondern zu ihrer Schwester nach Weißensee hinaus. Der Adventskaffee war nachzuholen.

Ilse zuliebe fuhr sie nicht mit der S-Bahn vom Potsdamer Platz nach Weißensee, sondern setzte sich in die 74. Ihre Schwester war Fahrerin bei der Straßenbahn, stationiert auf dem Betriebshof Treptow/Elsenstraße der BVG-Ost, der BVB. Die Sache war außerordentlich kompliziert. Seit dem 20. März 1949 galt in Berlin-West nur noch die D-Mark als Zahlungsmittel, und auf den durchgehenden Linien wechselten deshalb an den Sektorengrenzen die Schaffnerinnen und Schaffner. Die Wagenführer hingegen blieben dieselben. Saß Ilse Breitenstein in den Wagen der Linie 3 an der Kurbel, die eine solche Gemeinschaftslinie war, so fuhr sie von Treptow/ Elsenstraße (Ost) zur Seestraße (West) und erlebte den besagten Schaffnerwechsel an der Bösebrücke. Sie erzählte viel von dem, was sie im Dienst erlebte, denn Straßenbahn, das war ihr Leben. Es ging schon los, kaum dass sie sich begrüßt hatten.

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