Главная » Das Duell des Herrn Silberstein. Roman. Doku-Krimi aus dem Berlin des 19. Jahrhunderts читать онлайн | страница 79

Читать книгу Das Duell des Herrn Silberstein. Roman. Doku-Krimi aus dem Berlin des 19. Jahrhunderts онлайн

79 страница из 98

Die Frau an seiner Seite hielten viele, da er sie sichtlich anhimmelte, für eine neue Eroberung, wenn nicht gar – typisch Franzose! – für seine Maitresse, doch sie war seine Tochter Charlotte, eine beauté, wie sie im Buche stand. Sie trug ein Kleid aus taubenblauer Seide, das ihr langes schwarzes Haar besonders wirkungsvoll zur Geltung brachte. Sie war schlank und hielt sich stets kerzengerade, was sie ein wenig hochmütig erscheinen ließ. Zu diesem Eindruck trug auch bei, dass sie, wo sie auch war, gelangweilt wirkte – unter dem Leben, das sie führen musste. Sie hatte sich den schönen Künsten verschrieben und wäre am liebsten Malerin oder Schauspielerin geworden, war aber am Widerstand ihres Vater wie dem Zeitgeist gescheitert.

Nach ihr war Isaak Hirsch in die Diele getreten, Friedrich Silbersteins bester Freund und fast auf den Tag genauso alt wie er, Inhaber einer Nähmanufaktur in Moabit am Rande der Stadt und einer, von dem sich sagen ließ, dass er für seine Firma lebte. Die beiden verstanden sich auch deswegen so gut, weil sie eines gemeinsam hatten: Bei aller nach außen hin gezeigten Festigkeit waren doch beide von einer geheimen Angst zerfressen – der nämlich, keine Aufträge mehr zu bekommen und zu Bettlern zu werden. Und seit der Zeit der Schutzjuden glaubten sie zu wissen, dass sie sich um so sicherer fühlen konnten, je reicher sie waren: »Hast du Geld, kannst du ihnen immer noch entkommen, wenn sie Jagd auf dich machen, entweder durch ein besseres Pferd oder dadurch, dass du sie bestichst.«

Правообладателям